Retinaler Venenverschluss
Früherkennung und Diagnose
|Einbußen der Sehleistung|
Ein "grauer Vorhang" oder "Rußregen" sind typische Symptome für ein Makulaödem, das auch infolge eines retinalen Venenverschlusses auftreten kann.
Ein retinaler Venenverschluss kündigt sich gewöhnlich nicht an. Typischerweise tritt er bevorzugt nachts ein, wenn der arterielle Blutdruck sinkt und gleichzeitig durch das Liegen der Druck in der Zentralvene steigt. Abhängig von Ort und Schweregrad des Verschlusses bemerkt der Patient beim Aufwachen mehr oder minder starke Sehbeeinträchtigungen. Viele ignorieren die leicht verschwommene Sicht und suchen erst einen Arzt auf, wenn die Sehschärfe deutlich nachlässt oder sich ein "grauer Vorhang" über das Sehfeld schiebt. Das ist bereits ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich ein Makulaödem, also eine Flüssigkeitsansammlung im Bereich der Makula, entwickelt hat.
Sollten Sie ein erhöhtes Risiko für einen retinalen Venenverschluss haben, wird dringend empfohlen, mindestens einmal jährlich die Augen kontrollieren zu lassen. Beim Sehtest kann ein Verlust der Sehschärfe schnell festgestellt werden. Der Augenarzt wird mit einer Spaltlampe den Augenhintergrund untersuchen und dabei bereits erkennen, ob ein Gefäßverschluss vorliegt. Zur exakten Diagnose und Einschätzung der Form und Schwere wird er eine Fluoreszenzangiographie durchführen, um die Veränderungen der Netzhautgefäße beurteilen zu können.
Therapie
Wenn sich der Verdacht auf einen retinalen Verschluss bestätigt hat, wird der Arzt möglichst schnell eine Therapie einleiten. Je früher nach einem akuten Verschluss damit begonnen wird, desto höher sind die Chancen, dass die Einbußen an Sehkraft reduziert werden. Zudem ist es wichtig, die Risiken für weitere Verschlüsse zu minimieren.
Injektionstherapien
Die wirksamste Therapie des Makulaödems infolge eines retinalen Venenverschlusses, die zu raschen und deutlichen Verbesserungen der Sehleistungen führt, ist die Injektion von VEGF-Hemmern, die ebenso erfolgreich bei der Behandlung des diabetischen Makulaödems und der feuchten AMD eingesetzt werden. Seit 2011 ist das Medikament Lucentis® zur Behandlung des Makulaödems bei Venenverschlüssen zugelassen. Das nicht offiziell zugelassene Medikament Bevacizumab wird "off-label" angewandt.
Nach einem Zentralvenenverschluss kommt es, vor allem bei jüngeren Patienten, mitunter auch zu einem "Off-Label"- Einsatz von Kortison. Die Injektion von Kortison kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und die Sehschärfe verbessern. Dieser Effekt ist häufig allerdings nur von kurzer Dauer. Die Risiken von Nebenwirkungen und der mögliche Nutzen dieser Therapie sollten hier genau abgewogen werden.
Kortisonimplantate
Eine Alternative zur Injektionstherapie mit VEGF-Hemmern bietet ein Kortisonimplantat, das der Arzt direkt in den Glaskörper appliziert. Das Kortison ist an eine Trägersubstanz gebunden, die sich nach der Implantation vollständig auflöst und den Wirkstoff zunächst in hoher Konzentration, anschließend in langanhaltenden niedrigeren Konzentrationen freisetzt. Kortisonimplantate werden empfohlen, wenn die Injektionstherapie nicht ausreichend anspricht oder wiederholte Venenverschlüsse zu befürchten sind.
Hämodilution/Aderlass
Nach einem frischen Venenverschluss kann ein therapeutischer Aderlass, medizinisch als Hämodilution bezeichnet, erfolgreich sein. Dabei wird Blut entzogen und gleichzeitig per Infusion Blutplasma zugeführt. Dies verbessert die Fließeigenschaften des Blutes und wirkt so den retinalen venösen Durchblutungsstörungen entgegen. Für Patienten mit schlechtem Allgemeinzustand und bestimmten Vorerkrankungen, z. B. Herz- oder Niereninsuffizienz, kommt die Hämodilution nicht in Frage.
Laserbehandlung
Bei Venenastverschlüssen kann möglicherweise mit der gitterförmigen Laserbehandlung (GRID-Laserkoagulation) eine Verbesserung der Sehschärfe erreicht werden. Bei ischämischen Verschlüssen, das bedeutet, die Ischämiefläche ist mehr als 10-mal so groß wie der Durchmesser des Sehnervkopfes, kann eine panretinale Laserkoagulation sinnvoll sein, um Komplikationen wie Gefäßneubildung oder eine Flüssigkeitseinlagerung zu verhindern.
Allgemeinmedizinische Therapie
|Grunderkrankungen|
Patienten mit retinalem Venenverschluss sollten unbedingt ihren Hausarzt aufsuchen, damit mögliche Grunderkrankungen erkannt und behandelt werden.
Wichtig ist, dass die Therapie retinaler Venenverschlüsse nicht allein auf die Augen beschränkt bleibt. Patienten sollten auf jeden Fall einen umfassenden Gesundheitscheck bei ihrem Hausarzt machen lassen. Dazu gehören unter anderem eine Blutuntersuchung, Blutdruckmessung, EKG. Nur so können eventuelle Grunderkrankungen und Risikofaktoren für Venenverschlüsse frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden. Um den Durchblutungsstörungen in den retinalen Venen langfristig entgegenzuwirken, muss beispielsweise ein hoher Blutdruck oder der Blutzucker reguliert werden.
Was Sie selbst tun können
Dank der immer besseren Therapiemöglichkeiten gelingt es, dass sich bei den meisten Patienten nach einem retinalen Venenverschluss die eingeschränkte Sehleistung wieder verbessert. Die volle Sehkraft wird jedoch in der Regel nicht erreicht. Deshalb sollten Sie unbedingt Vorsorge treffen, damit Ihr Risiko für diese Augenerkrankung oder auch einen erneuten Venenverschluss möglichst gering ist. Das bedeutet: Schützen Sie Ihre Gefäße!
Bluthochdruck, hohe Blutfettwerte und Diabetes, die Hauptrisikofaktoren für einen Venenverschluss, lassen sich durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung, Bewegung und Gewichtsreduktion beeinflussen. Essen Sie viel Obst und frisches Gemüse, verzichten Sie auf fettes Fleisch, essen Sie stattdessen lieber regelmäßig Fisch und bevorzugen Sie insgesamt eine kalorienarme und zuckerreduzierte Kost. Wer zu viel Gewicht auf die Waage bringt, sollte versuchen, mit ärztlicher Unterstützung abzunehmen. Treiben Sie regelmäßig Sport, um Herz, Kreislauf und den Stoffwechsel in Schwung zu bringen. Auch das wirkt sich positiv auf Gewicht, Blutdruck und die Gefäße aus und schützt damit auch Ihre Augen.
Mit dem Rauchen aufzuhören, das fällt vielen schwer. Versuchen Sie es trotzdem. Denn zu den negativen Auswirkungen gehören auch anhaltende Durchblutungsstörungen. Das Nikotin sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße zusammenziehen. Die Wände der Blutgefäße werden unelastischer und in den Innenwänden kommt es zu Ablagerungen, der Arteriosklerose. Damit steigt das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle und eben auch für Venenverschlüsse im Auge.
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