Die altersbedingte Makula-Degeneration

Behandlungsmöglichkeiten

Grundsätzlich gilt: Obwohl die AMD nicht geheilt werden kann, ist es möglich, durch eine frühzeitige Therapie den Krankheitsverlauf zu verzögern oder aufzuhalten und in einigen Fällen sogar die verbliebene Sehkraft zu verbessern.

Zur Behandlung der trockenen Verlaufsform gibt es derzeit noch keine wirksamen Therapien. Allerdings zeigen Studien5, dass die regelmäßige Einnahme von speziellen Nahrungsergänzungsstoffen (Zeaxanthin und Omega-3-Fettsäuren) einen schützenden Effekt hat und den Verlauf der Erkrankung möglicherweise verzögert. Der Berufsverband der Augenärzte empfiehlt daher, bestimmte Nährstoffe und Vitamine zur Prophylaxe einzunehmen. Dagegen ist die feuchte AMD im Frühstadium dank des technischen und medikamentösen Fortschritts heute gut behandelbar. Zu den verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten gehören die Injektion von Medikamenten direkt in das betroffene Auge, verschiedene Lasertherapien sowie chirurgische Verfahren.

Injektion von Medikamenten in das Auge

|Injektion in den Glaskörper des Auges|
Nach örtlicher Betäubung oder Vollnarkose wird mit einer sehr feinen Nadel das Medikament seitlich ins Auge injiziert. Die Injektionen müssen wiederholt werden, da die gespritzte Substanz nach einiger Zeit abgebaut wird.

Medikamente werden mit einer feinen Nadel direkt in den Glaskörper injiziert; die Ärzte sprechen hier von der intravitrealen Injektion. Der Eingriff erfolgt ambulant. Das Auge wird örtlich betäubt, so dass der Eingriff nahezu schmerzfrei ist. Das Prinzip beruht auf der Hemmung des Wachstumsfaktors VEGF, der für die Gefäßneubildungen unter der Netzhaut verantwortlich ist. Die gespritzten Substanzen führen durch eine Abdichtung der Blutgefäße zu einer Rückbildung der Flüssigkeitsansammlung in der Netzhaut und damit auch der krankhaften Gefäße. Dadurch lässt sich ein Abschwellen des Makulaödems erreichen. Der fortschreitende Verlust des Sehvermögens kann aufgehalten und in einigen Fällen die Sehkraft sogar wieder verbessert werden.

Derzeit sind zwei Substanzen zur Behandlung der feuchten AMD zugelassen: Lucentis® und Macugen®.

Lucentis® (Wirkstoff: Ranibizumab):

Lucentis® ist ein biotechnisch geschneidertes Antikörperfragment und zeichnet sich durch eine hohe Bindungsfähigkeit an alle in der Netzhaut vorkommenden Formen des Wachstumsfaktors VEGF aus. Seine Wirksamkeit und Sicherheit konnte in über 15 Studien belegt werden: Bei neun von zehn Patienten kommt es zu einer Stabilisierung des Sehvermögens und bei rund 40 Prozent sogar zu einer Verbesserung.

Lucentis® ist seit Januar 2007 in Deutschland zur Behandlung der feuchten AMD zugelassen und wurde von den Fachgesellschaften als Therapie der ersten Wahl anerkannt. Die Injektion mit Lucentis® erfolgt monatlich. Die Behandlung wird so lange fortgeführt, bis die maximale Sehschärfe des Patienten erreicht ist. Damit ist gemeint, dass sich bei drei aufeinanderfolgenden monatlichen Kontrollen die Sehschärfe stabil zeigt.

Macugen® (Wirkstoff: Pegaptanib):

Macugen® bindet nur an eine Form des Wachstumsfaktors VEGF. Bislang konnte die Wirksamkeit von Macugen® über einen Krankheitsverlauf von zwei Jahren nachgewiesen werden. Die Verbesserung der Sehkraft ist im Vergleich zu Lucentis® allerdings weniger stark ausgeprägt. Macugen® wird im Abstand von sechs Wochen ins Auge injiziert und ist in Deutschland seit 2006 zur Behandlung der feuchten AMD zugelassen.

Eine Substanz, die nicht offiziell zur Behandlung der AMD zugelassen ist und "off-label" eingesetzt wird, ist Bevacizumab. Das bedeutet: Im Gegensatz zu Lucentis® und Macugen® liegen für diesen Wirkstoff keine statistisch gesicherten klinischen Studien vor, die die Wirksamkeit von Bevacizumab bei der Behandlung der feuchten AMD eindeutig belegen. Darüber hinaus fehlen Sicherheitsstudien und Untersuchungen zur Dosisfindung. Der Arzt legt deshalb die Dosis nach eigener Einschätzung fest.

Avastin® (Wirkstoff: Bevacizumab):

Avastin® gehört zu einer ähnlichen Wirkstoffklasse wie Lucentis®. Sein genauer Wirkmechanismus im Auge ist bislang jedoch unbekannt. Avastin® wurde für die Behandlung von Darmkrebs entwickelt, wird aber auch bei der feuchten AMD eingesetzt (Off-Label-Use).

Was zahlt die Kasse?

Jeder Kassenpatient hat Anspruch auf eine Behandlung nach dem anerkannten Stand der medizinischen Forschung, d. h. auf die zugelassenen, oft auch teuren Medikamente. Dies gilt auch in der Augenheilkunde und damit für Macugen® und Lucentis®. Krankenkassen dürfen ihren Versicherten die Kostenübernahme für diese Arzneimittel nicht verweigern! Anders bei Arzneimitteln, die "off-label" eingesetzt werden, d. h. bei Arzneimitteln, die für eine bestimmte Krankheit weder klinisch geprüft noch zugelassen sind. Ob die Kosten für eine solche Behandlung durch die Krankenkasse gezahlt werden dürfen, ist juristisch umstritten. Übertragen auf die Kostenerstattung bei feuchter AMD heißt das: grünes Licht für die beiden zugelassenen Arzneimittel Macugen® und Lucentis®. Allerdings sind gelegentlich Zuzahlungen für die Injektion in das Auge erforderlich, die die Krankenkassen nicht immer vollständig erstatten. Darüber hinaus wird Avastin® eingesetzt, welches allerdings für die Therapie der feuchten AMD nicht zugelassen ist. Sollte Ihr Arzt Avastin® bei Ihnen anwenden wollen, muss er Sie sorgfältig über diesen Einsatz außerhalb der Zulassung aufklären. Weitere Unterstützung bieten hier Patientenorganisationen wie PRO RETINA Deutschland e. V.

Photodynamische Therapie (PDT)

Bei der PDT werden krankhafte Gefäße im Auge mit kaltem Laserlicht zerstört und gleichzeitig gesunde Anteile auf der Netzhaut geschont. Die PDT ist hauptsächlich im frühen Krankheitsstadium wirksam. Allerdings kann der Sehverlust allenfalls verlangsamt, aber nicht aufgehalten werden. Die PDT wird mehrfach im Abstand von zwei bis drei Monaten wiederholt.

Laserkoagulation

Bei der Laserkoagulation werden Stellen auf der Netzhaut, an denen sich die krankhaften Blutgefäße befinden, mit einem heißen Laserstrahl verödet. Die Methode hat den Nachteil, dass das Sehvermögen im betroffenen Netzhautbereich verloren geht. Diese Behandlungsform ist für Patienten mit feuchter AMD daher nur in Ausnahmefällen geeignet.

Brachytherapie

Eine neue Behandlungsform der feuchten AMD ist die Brachytherapie. In einem minimalen operativen Eingriff wird über eine feine Kanüle eine mikroskopisch kleine Strahlenquelle, in diesem Fall Strontium 90, direkt bis vor die Makula geschoben. Auf diese Weise gelingt es, die erkrankten Blutgefäße ganz gezielt zu bestrahlen und zu zerstören und das umliegende Netzhautgewebe bestmöglich zu schonen.

Chirurgische Verfahren

Zu den chirurgischen Verfahren zählen die sogenannte Netzhautdrehung mit Verlagerung der Makula, die operative Entfernung der krankhaften Gefäßwucherungen unter der Netzhaut und die Transplantation von Netzhautzellen aus einem gesunden Bereich des Auges in die Makula. Diese Techniken werden derzeit noch klinisch erprobt und sollten daher nur im Notfall, z. B. wenn plötzlich Blutungen unter der Netzhaut oder im Glaskörper auftreten, angewendet werden.

Beachten Sie!

Der Berufsverband der Augenärzte warnt vor wenig effektiven und kostspieligen Behandlungen wie Infusionsbehandlungen, Spritzen hinter das Auge oder die Gabe von Sauerstoff.

  • 5Age-related Eye Disease Study Research Group, The AREDS Study Group (2001): A randomized, placebo-controlled clinical trial of high-dose supplementation with vitamins C and E, beta carotene and cinc for age-related macular degeneration and vision loss: AREDS report no8. Arch Opthalmol 119:1417-1436
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